56 Gedichte, Essen, 2013

Auszug:

 

nimm meine Hand

so nimm

ich lerne das Geben
und nehme hin und wieder

und nehme wieder hin

so nimm

und gebe wieder
und wieder

und gebe mich hin

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Warum weist du das denn nicht?
Alles ist doch nur für dich.

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NACHT
ARBEIT
NACHT

wann habe ich zuletzt gedacht
wann habe ich zuletzt geweint

freund wird zu feind
ichsehdichnichtichhördichnicht

nur wegen mir
immer
weil gleich alles ganz anders sein kann

kann gleich alles ganz anders sein

sein kann alles

geweint habe ich zuletzt
gedacht habe ich: nur wegen mir kann alles anders sein

immer
gleich

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Welten
welken

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 lux aeterna

danken wir und sehen
und gehen und gehen

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weit
und weit
Licht und Grasduft fliegen um die Wette und spielen
um sich
und ich
ich fliege
mit, umher
und spiele mit Dir
mit Dir
Grasluft und Licht
und schenke
Dir
ein Gedicht

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du lässt mich atmen

reine Lust in mir tragen

deinen Duft bewahren

Wort um Wort dir sagen

mein und dein kann unser sein

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Eintagsfliege

Und wenn ich dann auch sterben mag,
ich reis´ zu dir den ganzen Tag.

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An Euch Michauffresser:

Steine reiben Augenlieder,
müde bin ich, Sand fällt nieder,
sammelt sich im Lungensack

Wer hat mich geatmet?

Spucke jedes Sandkorn wieder
auf Dein Haupt, es drückt dich nieder:
speie Dich aus mir heraus

Atme ein
und atme aus

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deine Worte
kleine Morde

ächtzend bricht dein Wörterwald
begräbst mich

verwundet denk ich
was denkst du

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Endblume

Das Unkraut, gar nicht unlaut,
schreit schrill die Tulpe an: Man,
bist du ein blödes Blümelein,
wächst einfach in den Tag hinein
und schönst in alle Winde.

Und wirst zum Schluss Gebinde.

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ich beliebe dich
denn du erwiderst nicht

und nur ganz selten schenkst du mir nelken

tausche verlassen gegen verlässlich

du ist nicht du
du wirst war
nun bist du

werde gelassen, denn du lässt mich

Blüten wüten nun im Glas und platzen Duft und Farbe

und immer wieder schenkst du mir
du schenkst mir immer wieder